Erasmus+ - Projekt ROCHIL

Rochil


Erasmus+ - Projekt ROCHIL mit der Stadtgemeinde Poysdorf

Im Rahmen eines europäischen Erasmus+-Projektes hat es sich die Stadtgemeinde Poysdorf zum Ziel gesetzt, zum Thema Kulturerbe einen Austausch zwischen der jüngeren und der älteren Generation in der Stadtgemeinde zu fördern. Der Name des europäischen Erasmus+-Projektes ist ROCHIL, es steht für „Role and Opportunities of the Cultural Heritage in Intergenerational Learning“. 

Hauptthema dieses europäischen Projekts ist die Weitergabe von kulinarischem, landwirtschaftlichem und handwerklichem Kulturerbe von der älteren Generation an die Jugend, damit soll auch ein generationenübergreifender Kontakt geschaffen werden. Die Partnerorganisationen in diesem Projekt kommen aus Lettland, Polen, Tschechien und Frankreich. In Poysdorf soll der Schwerpunkt dieses Projekts ein speziell auf Kinder und Jugendliche abgestimmtes Führungskonzept für eine Kellerführung werden. 

eine Gruppe von Menschen, die an einem Tisch sitzeneine Gruppe von Personen, die auf einem Tresen auftreten

Die Projekt-Koordinatoren Wolfgang Paar und Johanna Schreiber haben daher als eine der ersten Aktivitäten einen Nachmittag unter das Zeichen des Striezels gestellt. Gemeinsam mit den Senioren aus Walterskirchen und Ketzelsdorf mit ihrer Betreuerin Christine Edlinger zeigten die rüstigen Senioren den Schülerinnen und Schülern der Landwirtschaftlichen Fachschule Poysdorf die Technik des Striezel-Flechtens und ermunterten sie dazu, es auch selbst zu versuchen. Nach dieser sehr unterhaltsamen Lektion wurde entsprechend der alten Weinviertler Tradition um die frisch gebackenen Striezel gewürfelt. Die Tradition des Striezel-Paschens ist interessanterweise auf das östliche Weinviertel beschränkt. Die beiden Lehrkräfte der Fachschule, Christina Liebhart und Rita Strobl, hatten aber vorgesorgt, dass keiner der Senioren, falls ihnen das Spielglück nicht hold war, ohne einen Striezel nach Hause gehen mussten.


Als nächste Aktivität war geplant, gemeinsam mit Senioren  und Schülern die traditionellen Palmbuschen zu binden. Leider mussten wir diese Initiative bedingt durch den ersten Corona-Lockdown absagen. Auch wenn die Infektionszahlen wieder zurückgingen, die Schulen blieben sehr vorsichtig, sodass wir auch viele andere Aktivitäten auf unbestimmte Zeit verschieben müssen.

Drei Vorhaben konnten wir jedoch trotz der Kontaktbeschränkungen umsetzen:

Wine & Crime

eine Gruppe von Menschen in einem dunklen Raum

Da Jugendliche im Allgemeinen für Kellergassenführungen weniger Interesse haben, starteten wir den Versuch, sie mittels einer Adventure-Tour in einem alten Weinkeller mit der Materie des Weinbaus und der Kellerwirtschaft bekannt zu machen. In der ersten Jahreshälfte 2020 entwickelte Wolfgang Paar eine Rätsel-Tour mit kniffeligen Problemstellungen deren Ziel es war, das verschollene Bild des Großvaters zu finden. Im Herbst dieses Jahres bewältigten die ersten Gästegruppen diesen herausfordernden Parcours. Während der nächsten Lockdowns wurden die Aufgabenstellungen erweitert und eine englische sowie eine tschechische Version erstellt. In der Sommersaison 2021 wurde dieses touristische Angebot bereits von mehr als 60 Besuchergruppen genutzt.

Aufarbeitung der Unterlagen des Heimatforschers Franz Thiel

ein Mann in Anzug und Krawatte schaut in die Kamera

Wolfgang Paar und Johannes Rieder haben Ende 2020 die Initiative ergriffen und begonnen, die Publikationen von Franz Thiel bei verschiedenen Sammlern und Institutionen zusammenzutragen, um sie in Text-Dateien zu übertragen und danach für alle Interessierten im Internet zur Verfügung zu stellen. Mit einem Team von ca. 40 Helfern wurden 620 Artikel, teilweise aus kurrent geschriebenen handschriftlichen Aufzeichnungen, erfasst, um sie auf einer eigenen Homepage zu veröffentlichen. In der Zwischenzeit können diese Artikel mit einem Umfang von ca. 2500 Seiten bereits in der Poysdorfer Topothek nachgelesen werden, die Homepage wird im Frühjahr 2022 fertiggestellt werden. Auf dieser werden auch ein Glossar mit einer Erklärung der unbekannten Ausdrücke sowie ein ausführlicher Lebenslauf des unermüdlichen Heimatforschers enthalten sein. Auf diese Art und Weise ist das von Franz Thiel gesammelte Wissen auch für die jüngeren Generationen jederzeit abrufbar.


Kinderführungen und Führung für Schulklassen 


einen Esstisch

Diese Angebote sind ein fixer Bestandteil des Besucherprogramms von VinoVersum. Durch die Umgestaltung eines Raumes unterhalb des Weinmarkts und durch die Anschaffung einer entsprechenden Möblierung konnten wir die Voraussetzung für eine witterungsabhängige Betreuung der jungen Gäste schaffen. Arbeitstische und entsprechende Aufbewahrungsmöglichkeiten für Materialien ermöglichen die Durchführung von verschiedenen Spielen und Bastelbarbeiten. Durch den anschließenden Innenhof kann rasch zwischen Indoor- und Outdoor-Aktivitäten  gewechselt werden.


LIMA – Lebensqualität im Alter

eine Zeichnung eines Gesichts

Eine Aktivität, die sich mit dem Wohlbefinden der älteren Generation beschäftigt, ist LIMA, ein Trainingsprogramm für Senioren:

Es ist der Wunsch von uns allen, so lange wie möglich selbstbestimmt und eigenständig in der gewohnten Umgebung zu leben. Diese Situation aufrecht zu erhalten ist das Ziel vieler älter werdenden Menschen, auch dann wenn alters- und krankheitsbedingte Einschränkungen auftreten. Immer geht es um die Förderung der Lebensqualität. Lima ist eine hervorragende Möglichkeit diesem Ziel auf die Sprünge zu helfen.

Training für mehr Lebensqualität: 

  • Gedächtnistraining (Förderung der Aufmerksamkeit, Konzentration, Merkfähigkeit) 
  • Psychomotorik (Förderung der Bewegung und Wahrnehmung, mit Freude und Beschwingtheit das Gleichgewicht und die Koordination üben)
  • Kompetenztraining (Veränderung im Leben, soziale Kontakte, sicheres Wohnen) und 
  • Lebens-, Sinn- und Glaubensfragen (Wünsche und Anliegen der Teilnehmer stehen im Vordergrund). 
  • Der Austausch von Lebenserfahrungen bereichert das Miteinander.

Es zeigte sich, dass regelmäßig durchgeführte Übungseinheiten in dieser Kombination die Gedächtnisleistungen, den Gesundheitsstatus und die Selbständigkeit der TeilnehmerInnen verbesserten bzw. über mehrere Jahre stabilisierten. Gleichzeitig erkrankten die TeilnehmerInnen   wesentlich seltener an einer Demenz, haben eine Zunahme an Kraft und Beweglichkeit verbunden mit einer Verringerung von Stürzen. 


Besuch bei den Partnerländern

eine Gruppe von Menschen, die vor einem Gebäude stehen

Beim Projekt-Start im Sommer 2019 hat keiner mit dem Wort Corona etwas anfangen können, vielleicht hat er an eine mexikanische Biermarke gedacht, aber dass ein Virus innerhalb kurzer Zeit die ganze Welt in Atem hält, hat sich niemand vorstellen können. Wir haben daher bei unserem Start-Treffen vom 10. – 12. Oktober in Piotrkow Trybunalski ohne Einschränkungen das Projekt diskutiert und geplant, die Termine fixiert und alles für eine zweijährige Laufzeit vorbereitet. Voll Optimismus blickten wir in die Zukunft – hier auf dem Hauptplatz der Stadt (links die beiden Pragerinnen, daneben unsere Gastgeber in Polen, in der Mitte Livija Mukane aus Lettland als Projektleiterin, rechts davon Wolfgang Paar und Johanna Schreiber, ganz rechts die beiden jungen Pariserinnen).

Aufgrund der Corona-Pandemie wurde das gesamte Programm dieses Projekts über den Haufen geworfen. Nicht nur die lokalen Aktivitäten mussten zu einem großen Teil abgesagt werden, auch die Besuche bei unseren Partnern im Ausland mussten verschoben werden. Aus diesem Grund wurde auch die Laufzeit des Projekts vom ursprünglich geplanten Projektende Sommer 2021 auf den Sommer 2022 verlängert.

Noch vor der Verhängung des Lockdowns im März 2020 besuchte im Februar eine Gruppe aus Österreich unsere Partner in Lettland. ReiseberichtLettland.pdf herunterladen (1.26 MB).

Im Oktober 2021 waren wir auf Besuch bei unseren Partnern in Piotrkow Trybunalski, einer Stadt in der Nähe von Lodz bzw. Warschau in Polen. ReiseberichtPolen.pdf herunterladen (1.7 MB)


Bedingt durch die Corona-Einschränkungen, bei der die Projekt-Dauer ohnehin schon von 2 Jahren auf 3 Jahre verlängert wurde, haben sie die Besuche bei den Partnerländern am Ende der Laufzeit sehr zusammengedrängt. Den Reigen der heurigen Aktivitäten machte Österreich mit dem Besuch der Partnerländer vom 25. – 29. April 2022. ReiseberichtÖsterreich.pdf herunterladen (1.56 MB)


Nur 4 Wochen später waren wir Gäste bei unseren Projektpartnern in Prag vom 23. – 27. Mai 2022. Reisebericht_Prag.pdf herunterladen (1.38 MB)


Schon 14 Tage später besuchten wir vom 6. – 10. Juni 2022 die Partnerorganisation M3Cube in Paris. Reisebericht_Paris.pdf herunterladen (1.19 MB)


Den Abschluss bildete unser Treffen in Malpils (Lettland) vom 27. – 30. Juni 2022, bei dem wir noch die letzten noch zu erledigenden Arbeiten abklärten. Reisebericht_Lettland.pdf herunterladen (1.14 MB)

Einen vollständigen Überblick über das gesamte Projekt bietet unser Handbook (in englischer Sprache). Darin werden die Zielsetzungen formuliert, die einzelnen Partner vorgestellt sowie die vielen, unterschiedlichsten Aktivitäten beschrieben und dokumentiert. Abschließend gibt es noch eine Anleitung für die Vorbereitung von Treffen zwischen den Generationen. Rochil-Handbook.pdf herunterladen (6.06 MB)

Damit endet ein interessantes Projekt, dass durch die Corona-Pandemie sehr viele Anpassungen erforderlich machte, aber durch die Ausgangsbeschränkungen viele damit verbundene Arbeiten erleichtert haben (Erfassung der Thiel-Arbeiten und Datenaustausch per eMail, Austüfteln des Aufgabenstellungen bei Wine & Crime). Andererseits konnten viele, geplante Aktivitäten nicht durchgeführt werden. So hatten wir sehr viele Kooperationen mit Schulen einerseits und mit Senioren andererseits geplant gehabt, die aus bekannten Gründen nicht umgesetzt werden konnten. Von diesen Problemen waren jedoch auch alle anderen Länder betroffen.